Backstreets Miami - Artist Statement
"Es gab keinen Grund in diese
Straßen abzubiegen,
aber wenn man es einmal getan
hat,
gibt es viele Gründe zu
bleiben."
Ausstellungsansicht, Fellows Gallery Miami, 2015
Beim ersten Mal ist
es vielleicht ein Versehen, beim zweiten Mal Neugier und beim dritten Mal
Absicht. Ich erinnere mich
nicht an die Namen, nur dass sie mich neugierig machen, die kleinen Straßen,
mich einsaugen in ihre Geheimnisse.
Bewegungen, die im Hintergrund zu erahnen
sind, Palmen und Oleander, die aus den Hinterhöfen hervorragen.
Ich beginne die Leere zu beobachten, die mich Schritt für Schritt weiter hineinzieht, bemerke die Notenlinien der Leitungen, höre ihren tiefen Sound. Unzählige Bilder durchdringen die Stille in meinem Kopf, doch das weiße Licht schluckt alles.
Mit dem
unvoreingenommenen Sehen beginnt das Licht auf den Mauern zu leuchten, jeder
Schatten, jedes Gitter, jeder Vorsprung wird zu einem grafischen Zeichen auf
einem weißen Blatt.
Es ist faszinierend
den Zeichen nachzuspüren, diese Straßen zu erkunden, die nie gesehen und nie
fotografiert werden, die erst so gleich scheinen und sich dann doch voneinander
unterscheiden. Der Stimme des Zufalls folgen, die Freude an kleinen
Entdeckungen spüren, den Blick entwickeln für den Raum und die Details.
Ausstellungsansicht, Fellows Gallery Miami, 2015
Es braucht Zeit, mich dort aufzuhalten, real und gedanklich. Ich erwarte keine Ereignisse und bin überrascht über einen bunten Vorhang, der aus einem Fenster weht, eine Autotür die zuschlägt, ein Spiegel, der vor mir über die Straße getragen wird und die Welt hinter mir verdoppelt.
Die Nebenstraßen in Miami entdecken ist ein heimliches Geschenk der
Stadt.
Von der Hauptstraße
abbiegen kann heißen, in ein neues Leben einbiegen. Ein langsames Flanieren, ein stiller Moment und die Stadt wird eine andere.
Unterwegs verloren
gehen ist das Beste, was dir hier passieren kann.
Jeder Schritt ist
Gegenwart.
© Erika Anna Schumacher, 2015